Seit dem 16. Jahrhundert leben Portugiesen in Deutschland. Damals entstand die erste größere portugiesische Gemeinschaft in Hamburg, als sich Juden vor der Inquisition auch hierher flüchteten.
Im Zuge des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Portugal kamen von 1964 bis zum Anwerbestopp im Jahre 1973 insgesamt 169.000 Portugiesen als Gastarbeiter nach Deutschland, 53.000 kehrten im gleichen Zeitraum zurück, so dass 116.000 Portugiesen am Ende 1973 in Deutschland lebten.
Nach der Nelkenrevolution 1974 und dem EU-Beitritt 1986 erlebte Portugal ein deutliches Wirtschaftswachstum, das zu einer Abnahme der Auswanderung führte. Der Nachzug der Familienmitglieder prägte diese Zeit. Langfristig aber sank die Zahl der Portugiesen in der Bundesrepublik von 122.000 (1974) kontinuierlich auf 77.000 (1985).
1986 trat Portugal der Europäischen Gemeinschaft bei. Damit kam es zu einer Renaissance der portugiesischen Migration nach Westeuropa. Vor allem nachdem 1992 den Arbeitnehmern die volle Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt der Europäischen Gemeinschaft gewährt wurde. Danach wuchs die portugiesische Bevölkerung in Deutschland von 77.000 (1985) auf 115.000 Menschen (2006) an. Neue Formen der Mobilität europäischer Arbeitnehmer kamen in dieser Zeit zu den traditionellen Auswanderungsmustern hinzu. Ein Beispiel dafür ist die massive Beschäftigung portugiesischer Bauarbeiter beim sogenannten „Aufbau Ost“.
Weiterführender Artikel (2014)
Die stillen Nachbarn - 50 Jahre Portugiesen in Deutschland
auf deutschlandfunk.de
Die Finanz- und Wirtschaftskrise in der Europäischen Union in den Jahren nach 2010 ließ die Zahl der portugiesischen Auswanderer wieder ansteigen. Horrende Staatsschulden, Bankenkrise und Wirtschaftsflaute führten in Portugal zu einer hohen Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven für die Menschen. So wurde Deutschland wieder als Migrationsland attraktiv, was sich in einem Zuwanderungsplus von 42,4 Prozent 2012 gegenüber 2011 widerspiegelt. Während in den 1960er Jahren vornehmlich Handwerker und Ungelernte kamen, so kommen die Zuwanderer nun meist gut ausgebildet, häufig sogar als Akademiker.
Insbesondere zog es Akademiker, Spezialisten und Studenten aus Portugal zunehmend nach Berlin, das nach 2016 gar Hamburg als Stadt mit der traditionell größten portugiesischen Gemeinde ablöste.
Im Jahre 2017 lebten 146.810 Portugiesen unter uns. Die Städte mit den zahlenmäßig stärksten portugiesischen Bevölkerungsgruppen waren Berlin, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Köln. Nordrhein-Westfalen beherbergt unter den Bundesländern die meisten Portugiesen.
Clip (2014)
Portugiesen in Deutschland
auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Welle
Clip (2014)
Chancen im Norden – Junge Portugiesen in Halle
auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Welle
Blog (2019)
Portugiesen in Berlin: Ein Vergleich zwischen der deutschen und der portugiesischen Kultur
auf blog.lingonda.com
Artikel (2020)
Das Portugiesenviertel im Wandel der Zeit
auf hamburg-magazin.de
Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas zählt aktuell 25 Städtepartnerschaften und Städtefreundschaften zwischen Portugal und Deutschland. Einige davon entstanden vor dem Hintergrund der aufgezeigten Zuwanderung von Portugiesen. Die heute noch gepflegten Partnerschaften gehen teilweise zurück bis in die 1970/1980er Jahre. Schwerpunkte bilden die westlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Partnerschaftlich oder freundschaftlich verbunden sind demnach:
Altötting – Fátima; Bad Kötzting – Sesimbra; Bretten – Condeixa-a-Nova; Cuxhaven – Ilhavo; Diedorf – Evora; Erbach – Ansiáo; Eschborn – Póvoa de Varzim; Groß-Umstadt – Santo Tirso; Halle (Saale) – Coimbra; Hepstedt – Samuel; Jena – Porto; Kaiserslautern – Guimaráes; Königsee/Thüringen – Ansiáo; Kürnach – Aljezur; Leichlingen - Funchal; Leimen – Mafra und Castanheira de Pera; Lohmar -Vila Verde; Rhein-Kreis Neuss – Grándola; Osnabrück – Vila Real; Rheine – Leiria; Siegburg – Guarda; Weinstadt – Abrantes; Wiesloch – Amarante. Die Städtepartnerschaft zwischen Bad Liebenzell und Lourinhá soll coronabedingt in 2021 abgeschlossen werden.
In Rheine und Leiria feiern die Städtepartner 2021 ihr 25-jähriges Bestehen. Schon im Dezember 1992 ergriff der damalige Leiter des Centro S. Antonio, Nelson Rodriegues, für die zum damaligen Zeitpunkt 600 in Rheine lebenden Portugiesen die Initiative für eine Partnerschaft mit einer portugiesischen Stadt. Sein Leitmotiv: „Der Binnenmarkt sollte nicht nur ein Europa der Wirtschaft, sondern auch ein Europa der Menschen sein.“ In einem Treffen mit Vertretern der Ratsfraktionen und von Bürgergruppen nahm man die portugiesischen Städte Leiria und Vila do Conde in die engere Wahl.
Im Mai 1993 ging dann eine elfköpfige Delegation aus Rheine auf „Brautschau“ in Portugal und kam nach intensiver Prüfung mit dem Vorschlag zurück, eine Partnerschaft mit Leiria anzustreben.
Leiria als ein aufstrebendes Mittelzentrum dokumentiere das „moderne Portugal“, wurde als Begründung angeführt. Ein gegenseitiges Kennenlernen von Rats- und Verwaltungsdelegationen sowie ein Austausch von Bürgergruppen festigten die Beziehungen, bevor im Jahre 1996 die Partnerschaft offiziell beurkundet wurde. Ein Vertreter der portugiesischen Botschaft in Deutschland sah in einem Gespräch eine besondere Aufgabe dieser Städtepartnerschaft darin, der zweiten und dritten in Deutschland lebenden Generation von Portugiesen ein realistisches, zeitgemäßes Bild von ihrem Heimatland zu vermitteln.
In den Folgejahren entwickelten sich enge Freundschaften und vielerlei Verbindungen, die als Grundlage der Partnerschaft dienten. Bürgerreisen in die Partnerstadt und der Austausch von Künstlern, Musikern, Chören, Jugendbotschaftern und Bürgerreisen vertiefen bis heute die Beziehungen. Und mit der Beteiligung Leirias an dem in Rheine gestarteten Projekt „climate partnership (2012-2014) brachte sich die portugiesische Partnerstadt schließlich auch in das schon zuvor „gestrickte“ Kommunale Netzwerk der Partnerstädte Rheines ein, zu denen neben Leiria auch Borne/Niederlande, Bernburg/Sachsen-Anhalt und Trakai/Litauen gehören. Gemeinsam will man Europa „von unten“ gestalten!
Gewinnspiel - Teil 3
Die Europa-Union Steinfurt lud im Rahmen des Projektes „Solidarität in Europa – Eine digitale Spurensucht unter Partnern“ zu einem Gewinnspiel ein, bei dem nachfolgende Fragen beantwortet werden mussten:
Fragen zum Projektteil „Menschen zwischen Portugal und Deutschland - Von der Migration zur Städtepartnerschaft Rheine – Leiria"
Frage 1: In welchem Jahr fand die Nelkenrevolution in Portugal statt?
Frage 2: Wie viele Städtepartnerschaften zwischen Portugal und Deutschland verzeichnet der Rat der Gemeinden und Regionen Europas?
Frage 3: In welchem Jahr wurde die deutsch-portugiesische Städtepartnerschaft Rheine – Leiria beurkundet?
**** Die Einsendefrist für die Antworten ist abgelaufen, die Gewinner wurden gezogen und benachrichtigt. ****